Tach Post!

2016-05-21

“Hallo Herr X, wir sind ein Baufinanzierer und würden gern […]”. Wir alle kennen diese Art von personalisierter Werbung. Genau wie die meisten von uns habe ich solche Briefe früher einfach entsorgt. Schade um’s Papier. Seit einiger Zeit dürfen sich solche Absender an einer Auskunftsanforderung nach § 34 BDSG erfreuen. So auch in diesem Fall. Die Antwort kam prompt innerhalb von 15 Minuten. Absoluter Rekord.

Hiermit möchten wir Ihnen versichern, dass die […] keine personenbezogenen Daten von Ihnen gespeichert hat […] Im Zuge des Serviceangebots “Dialogpost” wurden potentielle Interessenten von der Deutschen Post Direkt GmbH für das Thema Immobilienfinanzierung entsprechend den datenschutzrechtlichen Bestimmungen ausgewählt und angeschrieben. […] müssen wir Sie an die Deutsche Post Direkt GmbH verweisen, da wir die Adressen für ein einmaliges Mailing lediglich angemietet haben […]

Ich habe mich bis dato noch nicht mit dem Thema Adresshandel beschäftigt und fand das krass, das die Post Direkt GmbH meine Daten vermietet. Aber wie ich gelernt habe funktioniert so Adresshandel.

Bemerkenswert finde ich, das in der Antwort direkt Bezug zu dem Werbeschreiben genommen wird, ohne das ich dies in meiner Auskunftsanforderung erwähnt hatte. Ich behaupte das meine Daten sehrwohl dort gespeichert sind, wie sollte sonst dieser “spontane” Bezug entstehen?

Egal, was wir uns aber für später merken ist “für das Thema Immobilienfinanzierung”.

Man verweist mich also an die Post Direkt GmbH. Ok, Auskunftsanforderung Teil 2. Diesmal wurde sie in Form eines Brief beantwortet. Man wird erstmal mit nicht enden wollenden Paragraphen sensibilisiert, das das alles legal ist, was die Post Direkt GmbH mit meinen Daten anstellt bzw. wie die Post Direkt GmbH mit meinen Daten Geld verdient. Der Adesshandel ist ein lukratives Geschäft (9,5 Milliarden Euro Stand 2012 1) und wer hat schon so aktuelle Daten wie die Post Direkt GmbH, die ein Tochterunternehmen der Deutschen Post AG ist. Ein Schelm wer böses denkt.

Man teilt mir mit, das lediglich meine Adresse (Name, Anschrift) gespeichert ist. Erstaunlich wie es der Post Direkt GmbH damit möglich ist, zu beurteilen das ich mich für Immobilienfinanzierung interessiere. Ein Schelm wer böses denkt.

Weiterhin teilt man mir mit, das die Herkunft der Daten (übermittelnde Stelle) einer Speicherfrist von 2 Jahren unterliegt und diese Frist abgelaufen ist. Die Post Direkt GmbH kann oder will also keine Angaben über die legale Herkunft der Daten machen. Ein Schelm wer böses denkt.

Das Antwortschreiben ließt sich wie ein automatisierter Textbaustein dessen Wahrheitsgehalt nicht überprüfbar ist. Die Post Direkt GmbH beruft sich auf die überschrittene Speicherfrist, was unterm Strich so viel heißt wie “Wir haben deine Daten, verraten aber nicht woher.”

Lust auf ein Experiment? Ihr seit innerhalb der letzten 2 Jahre umgezogen? Dann stellt doch einfach mal eine Auskunftsanforderung an die Post Direkt GmbH. Es würde mich nicht wundern, wenn auch hierbei die Speicherfrist unglücklicherweiße überschritten ist. Ein bedauerliches Versehen!

Ich werde die Post Direkt GmbH nochmal kontaktieren und mir glaubhaft erklären lassen, wieso ich aufgrund meiner Adressdaten in das Raster für Immobilienfinanzierung falle oder wo man diese funktionierende Glaskugel erwerben kann.

Randnotiz:

  1. Eine legale Herkunft der Daten wäre z.B. das Einwohnermeldeamt. Die verdienen beim Adresshandel kräftig mit 2, wenn man dem nicht ausdrücklich widersprochen hat.

  2. Bei all den Paragraphen die von der Post Direkt GmbH aufgezählt werden, haben Sie versäumt auf den § 28 Abs. 4 Satz 1 BDSG hinzuweisen, der mir ein Widerspruchsrecht gegen die Nutzung oder Übermittlung meiner Daten Zwecks Werbung einräumt.


  1. http://www.tagesspiegel.de/politik/adresshandel-so-funktioniert-das-geschaeft-mit-den-daten/6857990.html ↩︎

  2. http://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Meldeaemter-verkaufen-Adressen-_arid,644936.html ↩︎